55-1-Die Versandstelle für Sammlermarken bei der OPD Frankfurt/Main

Die Versandstelle für Sammlermarken bei der OPD Frankfurt/Main

 

Bereits vor dem Krieg gab es in Deutschland eine unter postalischer Verwaltung stehende Versandstelle für Sammlermarken.

Sie bestand seit 1920 in Berlin. 

„Die Versandstelle für Sammlermarken (in Wirksamkeit getreten 1920 beim BriefPA in Berlin, von Oktober bis November 1922 beim PA 58 in Berlin, seit Dezember 1922 beim PRA [Postrechnungsamt; d. Autor] ) befaßt sich mit dem Verkauf der jeweils gültigen deutschen Postwertzeichen sowie der noch vorhandenen außer Kurs gesetzten Wertzeichen an Händler und Sammler [… ] Die Wertzeichen werden dem Besteller unter Nachnahme zugesandt.“[1]

 

 Die Versandstelle für Sammlermarken in Berlin wurde durch Kriegseinflüsse vollständig zerstört.

„Als im Jahre 1945 die Versandstelle für Sammlermarken in Berlin mit ihren gesamten Einrichtungen und Unterlagen durch Kriegseinwirkungen vernichtet wurde, konnte sie bereits auf ein 25jähriges Bestehen im Dienste der Briefmarkensammler und -händler zurückblicken.“[2]

 

Bei der Betrachtung der Neuorganisationen der Versandstellen in der Zeit des Alliierten Kontrollrates muss die damalige politische Situation, deren zeitliche Entwicklung und insbesondere die Gliederung von Deutschland in ihre Zonen bzw. Berliner Sektoren berücksichtigt werden.

 

Sowjetische Zone und Berlin

In Berlin wurde nach dem Krieg schon im Oktober 1945 erstmalig eine Versandstelle beim Postamt W 8 eingerichtet, die sich (Stand Januar 1948) aber auf die Versorgung von Ganz-Berlin und die SBZ beschränkte.

„Im Oktober 1945 wurde […] erstmalig eine Dienststelle mit 5 Kräften zur Erledigung dieser Arbeiten eingerichtet. […] Der Betrieb beschränkt sich vorläufig noch auf das Gebiet von Groß-Berlin und die sowjetische Besatzungszone. […] Mit der französischen Zone laufen aussichtsreiche Verhandlungen auf gegenseitige Belieferung für die Dauerkunden.“[3]

Zu einer Kooperation der Berliner Versandstelle beim Postamte W 8 und den Versandstellen in der französischen Zone dürfte es allerdings nicht gekommen sein. 


Die angespannte Situation zwischen den 3 westlichen Alliierten und der sowjetischen Seite, die im Verlassen des Kontrollrates durch die sowjetischen Vertreter am 20. März 1948 gipfelte und die folgenden Vorbereitungen auf die westliche Währungsreform, verhärteten  die politische Spaltung in Ost und West noch mehr.

Eine evtl. beabsichtigte Zusammenarbeit der Berliner Versandstelle Beim Postamt W 8 mit den Versandstellen der FZ schloß sich nach Durchführung beider Währungsreformen in Ost und West allein aufgrund der Markenausgaben in neuer Währung selbsterklärend aus.

 

Ansonsten bestand ab Mai 1946 die Möglichkeit, bei der Versandstelle des Postamtes Berlin-Charlottenburg 2 (Britischer Sektor) die Gemeinschaftsausgaben der Alliierten Besetzung (911 – 970) zu erwerben. 

 

Französische Zone (FZ) und Saarland

In den Ländern der FZ und im Saarland, wo jeweils eigene Marken verausgabt wurden, bestanden insgesamt 4 bzw. 5 Versandstellen für Wertzeichen.

Sie belieferten bis zur Währungsreform Kunden in allen Besatzungszonen einschl. Berlin. 

 

Nach Rücksprache mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Französische Zone sind als frühestes Datum belegt:

 

Versandstelle Freiburg (Baden) – 06.10.1947

Versandstelle Koblenz (Rheinland-Pfalz) – 13.10.1947

Versandstelle Tübingen (Württemberg-Hohenzollern) – 20.09.1947

….. Ab April/Mai 1948 in Ebingen (Württemberg-Hohenzollern) – 08.05.1948

Saarbrücken (Saarland) – 16.10.1947

 

Amerikanische und britische Zone (Bizone)

Im Juni 1947 wurde die Versandstelle für Sammlermarke bei der OPD in Frankfurt/Main eingerichtet.

 

Amtsblatt der Hauptverwaltung für Post- und Fernmeldewesen des Amerikanischen und Britischen Besatzungsgebietes:

Amtsbl. 5 Vf. 26 vom 09.06.1947

Bei der OPD Frankfurt (Main) ist für die amerikanische und die britische Besatzungszone eine Versandstelle für Sammlermarken eingerichtet worden. Die Abgabe gültiger, ungebrauchter deutscher Postwertzeichen […] erstreckt sich zunächst auf Bezieher in der amerikanischen, britischen und französischen Zone.



Abb.1: Reichspostdirektion Frankfurt am Main, schwer beschädigt nach den Luftangriffen vom 22. und 24. März 1944[4]


Mir liegen 4 Belege der Versandstelle für Sammlermarken bei der OPD Frankfurt (Main) vor.

Beleg 1 vom 1.8.47


Abb. 2: Vorderseite des Briefes – „Postsache“ vorgedruckt – Rückseitig AK-Stempel „Gießen 1 m-2.8.47 12-13“



Beleg 2 vom 8.11.47


Abb. 3: Vorderseite des Briefes – Verwendung einer Briefhülle für den Postscheckdienst – Vorderseitig AK-Stempel „Twistringen c 12.11.47 – 20“

 

Beleg 3 vom 22.5.48


Abb. 4: Vorderseite des Briefes – Rückseitig AK-Stempel „Biedenkopf b 26.5.48 – 7“

 

Beleg 4 vom 24.7.48


Abb. 5: Vorderseite des Briefes – Rückseitig AK-Stempel „(17 a) Heidelberg 1 n 24.7.48 – 24“

 

Die 4 R-Briefe mit Nachnahme wurden gebührenfrei als Postsache versandt.

 

Auf allen Belegen befindet sich als identischer Aufgabestempel der Zweikreisstegstempel „Frankfurt (Main) 7 o“ mit gebrochenem Steg unten links.

Zu Irritationen könnte die Bestimmung des Unterscheidungsbuchstabes (UB) führen.


Abb. 6: Stempelabschlag von Beleg 4, vergrößert

 

Meines Erachtens handelt es sich um den UB „o“, obwohl nicht vergrößert betrachtet, ein „c“ vorstellbar wäre.


Ansonsten ist hinsichtlich sonstiger Handstempel zu unterscheiden:

 

R-Zettel

Beleg 1 – 42 mm x 19 mm gezähnt – gestempelt „Frankfurt“, 15 mm x 3 mm

Beleg 2 - 42 mm x 19 mm gezähnt – nicht gestempelt

Beleg 3 – 42 mm x 19 mm gezähnt – gestempelt „Frankfurt (Main) 7“, 28 mm x 3 mm      

Beleg 4 – 39 mm x 17 mm ungezähnt - gestempelt „Frankfurt (Main) 7“, 28 mm x 2,5 mm

 

Absenderstempel

3-zeilig „Versandstelle für Sammlermarken bei der Oberpostdirektion Frankfurt (Main)“

Beleg 1 – 60 mm x 12 mm

Beleg 2 – 60 mm x 12 mm 

 

2-zeilig „VERSANDSTELLE  F. SAMMLERMARKEN bei der OPD in FRANKFURT (MAIN)

Beleg 3 - in Nachnahme-, Postsache-Einschreibestempel integriert – 106 mm x 7 mm

Beleg 4 - in Nachnahme-, Postsache-Einschreibestempel integriert – 106 mm x 7 mm

 

 

Einschreibe-Stempel

„Einschreiben“

Beleg 1 – 45 mm x 7 mm

Beleg 2 – in Nachnahme-, Einschreibestempel integriert – 41 mm x 6 mm

 

„EINSCHREIBEN“

Beleg 3 - in Nachnahme-, Postsache-, Einschreibestempel integriert – 43 mm x 5 mm

Beleg 4 - in Nachnahme-, Postsache-, Einschreibestempel integriert – ca. 43 mm x 5 mm

 

 

Nachnahmestempel

 

Handstempel – 2-zeilig

„Nachnahme…..RM. …..Rpf. …..in Worten: …..“

Beleg 1 – 100 mm x 13 mm

 

Nachnahme- Einschreibestempel

 

Handstempel – 3-zeilig

„Nachnahme…..RM. …..Rpf. …..in Worten: ….. Einschreiben“

Beleg 2 –  95 mm x 22 mm

 

Nachnahme-, Postsache- Einschreibestempel

 

Rechteckstempel mit Strich – 6-zeilig

Beleg 3 – 115 mm x 39 mm

Beleg 4 – 110 mm x 36 mm – Neue Währung DM./PF. statt RM./RPF.

 

 

Im November 1948 wurde die Versandstelle von der OPD Frankfurt/M.  zum Postscheckamt/Frankfurt/M. verlegt.

„Die Versandstelle für Sammlermarken in der Bizone ist aus dem Gebäude der OPD Frankfurt/M. nach dem Postscheckamt Frankfurt/M., Stephanstr. 14, verlegt worden.“[5]

 

Weitere Ausführungen zum Thema, auch über den Zeitraum des Alliierten Kontrollrates hinaus, findet man in dem Beitrag „Aus den Kindertagen der Postphilatelie: Versandstellen für Sammlermarken im besetzten Deutschland“ von Herbert Schumacher  in der Zeitschrift „philatelie“, Nr. 294, Oktober 2001.

Bedanken möchte ich bei Herrn Rolf Bechtler von der Bundesarbeitsgemeinschaft Französische Zone und Herrn Wolfgang Straub, Prüfer im BPP; für die Unterstützung.



[1] Küsgen, Gerbeth, Herzog: Handwörterbuch des Postwesens, Verlag Julius Springer, Berlin 1927, Seite 477

[2] Laudemann: 4,4 Mill. Marken im Dauerbezug in: Sammler-Express 1. Januar-Heft 1948, Seite 2,

[3] Laudemann: 4,4 Mill. Marken im Dauerbezug, a.a.O., Seite 2

[4] Gesellschaft für deutsche Postgeschichte e.V., Bezirksgruppe Hessen (Herausgeber): Hundert Jahre Oberpostdirektion Frankfurt am Main 1867 – 1967, Bundesdruckerei, Frankfurt am Main 1967

[5] Sammler-Express, Heft 22, 2.November-Heft 1948, Seite 346

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