Bei einer Währungsreform wird durch Einführung einer neuen Währung der Wert des Geldes und somit die Kaufkraft, im Gegensatz zu einer Währungsumstellung, durch eine Abwertung verändert.
Da die Nazis, vorrangig zur Finanzierung des Krieges, Geld brauchten, warfen sie einfach die Notenpresse an und druckten Reichsmark-Banknoten.
"Durch Lohn- und Preisstopps, durch Bewirtschaftung und Rationierung der Konsumgüter und staatlich verordnetes Zwangssparen waren die Folgen bis zum Kriegsende verborgen geblieben. Als das Dritte Reich zusammenbrach, wurde der Ruin der deutschen Währung sichtbar: Den dreihundert Milliarden Reichsmark, die sich im Umlauf befanden, stand kaum ein Warenangebot gegenüber. Die verbriefte Schuldenlast des Hitlerstaates betrug am Kriegsende mindestens dreihundertachtzig Milliarden Reichsmark, nicht gerechnet viele weitere Milliarden sonstiger Forderungen, die dem Deutsche Reich gegenüber entstanden waren."2)
Nach dem Zweiten Weltkrieg war somit zwar viel Geld im Umlauf, aber dieses Geld war nichts wert.
Weiterhin existent bis zur Währungsreform 1948 war auch noch die im Zusammenhnag mit der Hyperinflation der 20-er Jahre geschaffene Rentenmark, die letztmalig am 5. September 1939 ausgegeben wurde.
(24)Vorder und Rückseite einer Zehn-Reichsmark-Banknote
(28)Vorder und Rückseite einer Zwei-Mark-Note der Deutschen Rentenbank, die auf den 30. Januar 1937 datiert und bis zu den Währungsreformen 1948 in allen alliierten Besatzungszonen gültig war.
Die zur Verfügung stehende Währung war fast wertlos geworden.
Als Folge bildeten sich Preise, die von der Bevölkerung nicht bezahlt werden konnten.
Beispielsweise kostete kurz vor der Währungsreform ein Pfund Butter 250 Reichsmark, ein Pfund Kaffee 1.500 Reichsmark, eine einzelne Zigarette 12 Reichsmark, wobei das durchschnittliche Monatseinkommen ca. 170 Reichsmark betrug.
Die Deutschen hungerten.
"Der Mensch hatte 1937 täglich 3075 Kalorien, 77 g Fett und 109 g Eiweiß konsumiert, während er 1947 1300 Kalprien, 10 g Fett und 39 g Eiweiß bekam. Schwerarbeiter, z.B. Bergarbeiter, erhielten eine Zulage."1)
Der deutsche Schauspieler Gert Fröbe z. B. wog seinerzeit bei einer Körpergrösse von 1,86 Meter lediglich 58 kg, ein Gewicht das später auf über 100 kg anwuchs.
Die Tagesration eines Normalverbrauchers in der britischen Besatzungszone (1948), Tisch mit Brot, Nährmittel, Zucker, Marmelade
Bundesarchiv, Bild 183-H28811 / CC-BY-SA
Unterstützung für die hungernde Bevölkerung kam aus den USA durch die CARE-Pakete.
CARE-Pakete waren fast ausschließlich mit Lebensmittel befüllte Pakete, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch amerikanische Wohlfahrtsorganisationen verschickt wurden.
Insgesamt wurden ca. 100 Millionen CARE-Pakete in ganz Europa verteilt.
Dieses CARE-Paket enthält 4 Pfund Fleisch, 3 Pfund Butter - je zwei Pfund Mehl, Zucker, Vollmilchpulver - je ein Pfund Reis, Honig, Marmelade und Rosinen, sowie 2 Pfund Kaffee, 1 Pfund Schokolade, 500 Gr. Eipulver und 4 Stück Seife.
Bundesarchiv, Bild 183-S1207-502 / CC-BY-SA
Fast Alles, was für uns heute selbstverständlich vorhanden ist, fehlte.
Selbst ein simpler Brief wurde wiederverwendet oder erst "gebastelt" um Nachrichten zu versenden:
(250) Vorder- und Rückseite einer 2-fach verwendeten Briefhülle, erstellt aus dem Papier einer Landkarte - Gelaufen zwischen den Wetterwarten Cuxhaven und Lüneburg - Aufgabestempel "(24 a) Lüneburg 1 c 18.6.48 - 17" und "(24 a) Cuxhaven 21.6.48. - 21 Spendet dem Hilfswerk der freien Wohlfahrtsverbände" - Jeweils 24 Pfennig für Fernbrief Inland bis 20 g - Sicherlich so befördert, wobei am 21.6.1948 nur aus der ersten Briefkastenleerung möglich
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Man mag es kaum glauben, aber selbst Zeitungen waren Mangelware:
Schlange vor einem Zeitungsstand in Hamburg auf dem Jungfernstieg im Mai 1948
Bundesarchiv, Bild 183-2005-0802-510 / CC-BY-SA
Die Versorgung der Bevölkerung sowohl mit lebensnotwendigen Artikel, wie z.B. Kleidung und Nahrungsmittel, als auch mit Genussmitteln, erfolgte auch nach Kriegsende teilweise nur über Bezugsscheine und -karten. Allerdings war eine Verfügbarkeit dieser Artikel nur beschränkt gegeben.
(41)Lebensmittelkarten für Margarine, Kartoffeln, Zucker, Zigaretten und Brot.
Lebensmittelkarte für Obst und Gemüse der Gemeinde Weißbach bei Königsbrück in Sachsen (Sowjetische Zone)
(22)Bezugskarte (vergrössert) für Rauchwaren (Raucherkarte) der U.S-Zone für den Zeitraum vom 26.4.1947 - 20.7.1947
(33) Nicht verwendete Textilien-Bezugskarte für das III. Quartal 1948, somit also nach der Währungsreform und nicht mehr notwendig
(39)Nicht verwendete Bezugskarten mit rückseitig fortlaufenden Nummern für 3 Zentner Speisekartoffeln 1947/48 - Konnte oder wollte der Erzeuger/Landwirt keine Kartoffeln aushändigen, oder war der Bezugsberechtigte nicht in der Lage, den Preis in RM zu zahlen?
(331)Nicht mehr von der zuständigen Stelle ausgegebene Ergänzungskarte für Schwertstarbeiter über Sonderzuteilung für Fett, Fleich, Brot, Kartoffeln und Nährmitteln
Gewisse Dinge des täglichen Bedarfs konnten nur über einen Haushalts-Paß bezogen werden. Diese wurden auch schon während des noch nich beendeten Krieges ausgegeben.
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Es blühten als Folge dieser Geldwertentwicklung und Güterknappheit die Schwarzmärkte, die Geschäfte blieben meist leer.
Der Schwarzmarkt in der Bergmannstrasse Berlin-Kreuzberg, "Polizei kommt!":
Bundesarchiv, Bild 183-S79355 / CC-BY-SA
Bei einer Großrazzia gegen den Schwarzhandel beschlagnahmte die Polizei auf dem Bahnhof Schwerte i. Westfalen beträchtliche Mengen von Fleisch- und Wurstwaren, sowie Butter und Fett.
Bundesarchiv, Bild 183-2005-0821-505 / Stachelscheidt / CC-BY-SA
Nicht nur der Schwarzmarkt blühte, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.
Auch der Diebstahl von eintauschbarem Eigentum war leider eine Möglichkeit, wobei es nicht immer nur um Kohlen und Lebensmittel ging.
So war z.B. das Registrieren eines Fahrrades sowohl ein Besitznachweis für den Eigentümer, als auch eine Identifikationsmöglichkeit.
(22)Fahrrad-Anmeldung kurz nach der Kapitulation am 27.6.1945 bei der Marktgemeinde Wallerstein/Kreis Nördlingen (Amerikanische Zone)
Den noch bestehenden produzierenden Unternehmen mangelte es insbesondere an Rohmaterial zur Fertigung von Produkten.
(118)Drucksache einer Firma zur Herstellung von Backstuben- und Ladeneinrichtungen an ihre Kunden - Aufgabestempel "Reichenbach Fils (Württ.) 15.8.47 - 6-8" - 6 Pfennig Drucksache Inland bis 20 g
Besucher gesamt: 184224 Besucher heute: 75
Besucher gestern: 69 Besucher aktuell online: 13
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1) Pierotti, Paul: Die Wende 20. Juni 1948 - Nach der Währungsreform, Seite 63, Grenz-Echo Verlag GEV, 1997
2) Benz, Wolfgang in: Mein Kopfgeld, Seite 14, Deutscher Taschenbuchverlag, Mai 1988